PAMIR - Expedition 1988
 

Durchgeführt von der Sektion Bergsteigen der "BSG Lokomotive Altenburg".
 

Teilnehmer:
Rainer Bauch  - Altenburg, BSG Lokomotive Altenburg
Edgar Nönnig  - Thonhausen/ Krs. Schmölln, BSG Lokomotive Altenburg
Elisabeth Stempel  - Altenburg, BSG Lokomotive Altenburg
Klaus Müller  - Königshain/ Mittweida, BSG Rotation Kriebstein
Axel Franke  - Leipzig, BSG Empor Lindenau

Zeitraum des Unternehmens:
12./ 13. Juli bis 18. August 1988

Arbeitsgebiet:
Zentralpamir/ östliche Peter-I.-Kette

Expeditionsgepäck:
Gesamtgewicht zu Beginn = 230 kg (entspricht i.M. 46 kg je Teilnehmer)
Anteil an Proviant = 105 kg
 
Blick über den oberen Schini-Bini- Gletscher zum Gipfel des "Pik Radianow" (6.330 m). 10. August 1988 Unsere Aufstiegsroute (Nordweg) zum Gipfel des "Pik Radianow". Links im Vordergrund der "Pik Krupskaja". Diese Aufnahme entstand am 9. August 1988, während der Besteigung des 5.621 m hohen „Birs“.

 

Anreise:
Flug Berlin/ Schönefeld - Moskau - Duschanbe (Tadshikische SSR). Dort Unterkunft im Intourist-Hotel „Tadshikistan“ für 3 Tage (vom 14. bis 17. Juli). Hier u.a. Besichtigung der Gissar-Festung ca. 35 km westlich von Duschanbe.
Am 17. Juli zunächst mit dem Linienbus von Duschanbe bis Obigarm. Weiterfahrt mit LKW (per Anhalter) bis Mionadu am Fluß Obichingou und mit einem Jeep bis zum Bergdorf Roga. Schließlich Lastentransport (3 Tragesel mit je 75 kg Expeditionsgepäck) von Roga bis zum Ausgangslager Paschimgar, einem ehemaligen, heute unbewohnten Kischlak (Bergdorf).

Anmarsch:
Am 22. Juli Aufbruch vom Ausgangslager Paschimgar (2.660 m). Zunächst durch das Kirgis Ob-Tal aufwärts bis zum Dawlachan- bzw. Finsterwalder-Gletscher. Von dort Aufstieg zum nördlichen Sugran Paß (4.313 m) und danach Abstieg auf den Sugran- bzw. Brückner-Gletscher. Nun weiter zum Schini-Bini-Gletscher, wo am Talschluß auf ca. 4.800 m Höhe unser Basislager entstand. Beim Aufstieg über den gesamten Schini-Bini-Gletscher mußten u.a. zwei gefährliche Eisbrüche überwunden werden.
Für den Anmarsch von Paschimgar bis zum Basislager wurden 15 Tage (einschließlich einem Ruhetag) benötigt.
 

Bergsteigerische Tätigkeit:

5. August 1988
Einrichtung des Basislagers auf dem oberen Schini-Bini-Gletscher in ca. 4.800 m Höhe, der breiten Nordseite des „Pik Radianow“ gegenüber.

6. August 1988
Aufstieg vom Basislager zum Hochlager, das in der Nordflanke des „Pik Radianow“, im Schutz einer großen Eiswand, auf ca. 5.600 m Höhe entstand.
Zunächst vom hinteren Schini-Bini-Gletscher in südlicher Richtung über breiten, mit Firn bedeckten Bergrücken aufwärts. Im mittleren Bereich, zwischen 5.300 m und 5.700 m, führte die Route durch Eisbruchgelände (Spaltengefahr).

7. August 1988
Besteigung des 6.330 m hohen „Pik Radianow“ über die Nordflanke durch alle Teilnehmer. Zunächst links neben dem Hochlager Aufstieg durch eine etwa 25 m hohe Eisrinne. Diese wurde mit einem Fixseil versichert. Oberhalb des Eisbruchs rechts haltend und danach steile Firnwand empor bis auf einen breiten Sattel in etwa 6.100 m Höhe, zwischen dem 1. Gipfel des „Pik Oschanin“ und dem „Pik Radianow“. Von hier aus Überschreitung des Sattels und nach rechts über vereisten NO-Grat zum Gipfel.
Der Abstieg erfolgte auf gleicher Route.
Schwierigkeitsgrad  = 4 A/B (nach 6teiliger sowjetischer Skala).
 
Unser Hochlager in der Nordflanke des "Pik Radianow" auf einer Höhe von ca. 5.600 m.
06. August 1988
7. August 1988 - Auf der nur wenige Meter neben dem firnbedeckten Gipfel des "Pik Radianow" befindlichen Felszacke. Hier entdeckte Axel unter einem Steinmann die 
Gipfelnotiz der Erstbesteiger aus dem Jahr 1976. Auf dem Foto von oben:
Edgar Nönnig, Axel Franke, Elisabeth Stempel und Rainer Bauch.

 

Bewältigte Höhendifferenzen:

6. August 1988
Aufstieg von 4.800 m auf 5.600 m (Hochlager) = 800 Höhenmeter in 7,5 Stunden

7. August 1988
Aufstieg von 5.600 m auf 6.330 m (Gipfel) = 730 Höhenmeter in 7 Stunden,
Abstieg in 3 Stunden

8. August 1988
Abstieg von 5.600 m bis 4.800 m (Basislager) = 800 Höhenmeter in 2,5 Stunden
 

Aufstiegsgepäck:
Zelt- und Biwakausrüstung, Verpflegung für 4 Tage, technische Ausrüstung (5 Eisschrau-ben, 1 Firnhaken, 2 Eishämmer, 3 Reepschnüre mit 7 mm Durchmesser und 40 bis 50 m Länge, diverse Schlingen und Karabiner), gemeinsame Apotheke sowie persönliche Aus-rüstungsgegenstände.
Gesamt = ca. 15 bis 17 kg pro Teilnehmer
 

Rückmarsch:
Am 10. August 1988 Abstieg vom Schini-Bini-Gletscher ins Sugran Tal. Dort durch das Sugran Tal weiter abwärts bis zur Holzbrücke über den Sugran Su bei 2.680 m. Danach über den Bel Kandou Paß (3.300 m) und zum Bergdorf Muk am Muksu Fluß, wo wir am 13. August eintrafen.

Rückreise:
Zunächst mit einem LKW von Muk über Dombratschi bis zum kleinen Flughafen nach Ljachsch. Anschließend Flug von Ljachsch (mit einer alten AN 2) nach Duschanbe.
Rückflug von Duschanbe über Moskau nach Berlin-Schönefeld.
 
 

Anmerkung:
Der gefundenen Gipfelnotiz zufolge wurde der „Pik Radianow“ von grusinischen Alpinisten unter Dangadse D.D. am 29. Juli 1976 im Rahmen einer Überschreitung erstbestiegen. Folglich ist unser Unternehmen die zweite Besteigung des Berges überhaupt und gleich-zeitig eine Erstbegehung der Nordroute.
Am 9. August 1988 wurde weiterhin durch 3 Teilnehmer (Edgar Nönnig, Klaus Müller und Axel Franke) der „Birs“ (5.621 m), ebenfalls vom oberen Schini-Bini-Gletscher aus, bestiegen (Schwierigkeitsgrad = 2B/3A).
 
 

Aufgestellt:  Rainer Bauch

im Dezember 1988                                                                                                                  zurück zur Pamir - Startseite