Einige Bemerkungen zur Teilnahme und zum  New York Marathon November  2001           zurück

Nachdem ich mich  schon viele Jahre am Rennsteiglauf an Marathons und auch an 75 km - Läufen beteiligt hatte, hatte ich irgendwann die Idee an einem Städte - Marathon teilzunehmen. Wenn  schon, denn schon. Warum nicht gleich an einem richtigen großen,  dem  New -York - Marathon ? Der NY - Marathon war und ist ein Volkslauf mit einem Zeitlimit, welches auch Läufern, die keine Leistungssportler sind, den Einlauf ins Ziel noch ermöglicht.  Zu DDR - Zeiten wäre diese Idee so absurd gewesen, als würde man planen,  zum Mond zu fliegen.  Aber jetzt brauchte man ja nur etwas Courage, aber im Prinzip gab es keine Hindernisse außer dem finanziellen Part.  Allerdings  wollen jedes Jahr an diesem  Lauf  ca. 100 000 Läufer teilnehmen. Es werden jedoch nur 30 000 Starter zugelassen. Im Internet fand ich heraus, daß ein gewisser Teil der Startnummern über  ein Auslosungsverfahren ermittelt  wird, indem man einen kleinen Dollarbetrag einzahlt und dann, wenn man Glück hat,  eine Teilnahmeberechtigung gewinnt. Diese Auslosung  habe ich  1998 und 1999 mitgemacht, bekam aber jedes mal ein "sorry" zugeschickt. Um nicht ewig zu warten zu müssen bis das Glück einem begünstigt, blieb mir wohl nichts anderes übrig, mich an ein Sportreisebüro zu wenden.  Um den Spaßanteil zu erhöhen, fragt ich nach weiteren Interessenten in meinem Bekanntenkreis. Überraschenderweise zeigte mein Arbeitskollege Andreas Annecke aus Schmölln Interesse. Sein einziges Handicap: er war noch nie Marathon gelaufen, auch nicht Halbmarathon. Er war aber sportlich, spielte Tischtennis und hatte ein gute Läuferfigur.  Es war auch noch ein Jahr  hin. Wir meldeten uns über das Sportreisebüro Karstadt an und erhielten unsere Teilnahme mit Übernachtung, wenn auch nicht gerade billig. Wir bereiteten uns vor, und die Zeit rückte heran.  Dann aber wurde alles nochmals in Frage gestellt. Das Kalenderblatt zeigte den 11. September 2001, ca.  zwei Monate vor dem Lauftermin. Wie jedermann bekannt wurden zwei Passagierflugzeuge in die Zwillingsttürme des World Trade Centers gelenkt, die dann mit über 3000 Opfern in sich zusammenstürzten, ein bis dato noch nie dagewesenes Ereignis. Neben dem allgemeinem Entsetzen, mit  welchen wohl jeder reagierte, vermischete sich bei uns noch die Ahnung, daß nun unser schöne Idee des NY-Marathons wohl auch damit gestorben sei. Wochenlang  berichtete die Medien über diesen einmaligen Akt, der ja jedermann mittlerweilen bekannt ist. Obwohl wir mit einer Absage des Laufs rechneten, trainierten wir einfach weiter. Der damalige New Yorker Bürgermeister Giuliani entschied, den Marathon nicht abzusagen. Dennoch herrschte noch eine Stimmung der Unsicherheit. Der ganze Weltluftverkehr war betroffen, vor allem der  in die USA und mit amerikanischen  Luftverkehrslinien.  In Deutschland kam auch ein gewisse Hysterie auf, als aus den USA Briefe mit vermeindlichen Antrax-Viren eingetroffen sein. Man rechnete mit weiteren Anschlägen in irgend einer Weise. Das Sportreisebüro stellte uns frei, ggf. die Teilnahme am Lauf auf das nächste Jahr zu verschieben, weil doch die Lage noch nicht stabil war. Andreas und ich waren von der Teilnahmeidee des New - York - Marathon aber so fasziniert,  so daß wir nach kurzer Beratung beschlossen, an unserem Vorhaben festzuhalten. Mit dem Aufenthalt in New York waren einige Tage mehr gebucht, um sich auch noch etwas von der Stadt ansehen zu können. Einige  Freunde und Verwandte hingegen rieten uns von dem Vorhaben ab, weil es zu gefährlich sei.
Zu dem Zeitpunkt unseres Abflugs wußten wir noch nicht, daß  ca. 7000 Teilnehmer trotz fester Startnummer zu Hause blieben.  Der Flug von Leipzig über Frankfurt verlief dann schließlich  auch nicht ganz normal. Totales Durcheinander auf den Aiport in Frankfurt vor allem wegen der vielen zusätzlichen Sicherheitskontrollen. Verspätungen waren üblich. Wir kamen auf dem Newark Liberty International Airport, nicht weit von New Yorker Stadtteil Manhattan  in der Nacht an, während wir von anderen hörten, daß ihre Anreisflüge völlig neu zusammengestellt wurden und man viele Stunden später eintraf. Aber die Reiseleiterin, die uns begrüßte,  teilte uns sogleich mit, daß man sich in der Stadt riesig freue über jeden, der zu diesem Lauf erschien. Man helfe der Stadtbevölkerung zur Normalität zurück und bewieße Solidarität.  Der Bus  fuhr erst seit  wenigen Stunden wieder über den Hollandtunnel  in Manhattan ein. Dieser Tunnel war seit dem 11.September gesperrt gewesen.  Wir wohnten in einem Hotel in der Lexington street, nicht weit vom Central Park, dem Ziel des Marathons. Am kommenden Tag  besuchten wir die Marathonmesse und holten unsere Startnummer ab. Mit der restlichen Zeit sahen wir uns noch etwas in Manhattan um. Natürlich  begaben wir uns zum sogenannten "ground  zero", am Ort der Hochhäuser des  zusammengestürzten  World Trade Centers,  Wir fuhren mit der U-Bahn so weit heran  wie möglich.
Die U-Bahn unterhalb des Trade Centers war ja auch mit zerstört worden. Viele Leute waren durch dei Geschehnisse so verunsichert, daß sie nicht ohne Angst die U-Bahn benutzten. An der Station  Canalstreet  mußte man aussteigen; ab dort begann die unterirdische Zerstörung  und weiter  gingen wir zu Fuß durch das Chinatown-Viertel. Selbst jetzt, zwei Monate danach, lag der Geruch in der Luft, der vom Unglücksort ausging. Auch abends von unseren  Hotel, vom Ausgangsort weit entfernt. hatten wir schon den Geruch von verbrannten Plastikmüll gespürt. 



Fortsetzung folgt
e.nönnig